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Im Kern des Mundell-Fleming Modells steht das Zahlungsbilanzgleichgewicht (BoP), d.h. die ex post Gleichheit, nach der jede internationale Gütertransaktion bezahlt werden muss. Dabei steht BoP für Balance of Payments. Wenn Waren oder Dienstleistungen ex- oder importiert werden, so wird dies in der Leistungsbilanz verbucht. Zahlungen werden in der Kapitalbilanz verbucht. Die Summe aus beiden nennt man Zahlungsbilanz und diese muss (abgesehen von Ausgleichsposten, s.u.) ausgeglichen sein, da jede Transaktion durch die beiden Seiten "Lieferung" und "Zahlung" (dies kann auch eine Schuld oder Kredit sein sein) verbucht werden.
Bei flexiblen Wechselkursen erfolgt der Ausgleich der Handelsbilanz gewissermaßen automatisch. Auf dem Devisenmarkt ist bei einem Handelsbilanzüberschuss das Angebot an ausländischer Währung größer als die Nachfrage. Die inländische Währung wertet auf. Mit dem Anstieg des Außenwertes der Inlandswährung werden inländische Waren im Ausland teurer. Die Exporte sinken, das inländische Wachstum wird beeinträchtigt. Gleichzeitig werden jedoch die Einfuhren günstiger. Rückläufige Einfuhrpreise wirken mäßigend auf die inländische Preissteigerungsrate und unterstützen damit die wirtschaftliche Entwicklung.
Die USA haben seit Anfang der neunziger Jahre ein beträchtliches Leistungsbilanzdefizit. Trotz flexibler Wechselkurse findet kein ausreichender Ausgleich über den Devisenmarkt statt. Entgegen der Lehrbuchweisheit hat der Dollar langfristig nicht abgewertet. Offensichtlich waren andere Einflussfaktoren auf den Wechselkurs bedeutsamer, womit jedoch bisher kein Ausgleich des Leistungsbilanzdefizits erfolgte.
Im Mundell-Fleming Modell wird der Zusammenhang von Wechselkurs und BoP Gleichgewicht über die Reaktionen des internationalen Kapitalmarktes und der realen Wettbewerbsfähigkeit eines Landes gesteuert. Dabei ist die REaktionsfähigkeit (Zinssemielastizität) der internationalen Anleger endlich, d.h. Zinsunterschiede führen zu begrenzten Kapitaltransfers. Der Wechselkurs passt sich nun so an, dass der Wert der Zuflüsse in ausländischer Währung multipliziert mit dem Wechselkurs dem Wert der Abflüsse entspricht. Exportüberschüsse stellen somit eine erhöhte Nachfrage nach der heimischen Währung dar und führen somit zu einem Aufwertungsdruck.
Die Zahlungbilanz besteht aus vier Teilbilanzen, der Leistungsbilanz (LB), der Kapitalbilanz (KB), der Bilanz der Vermögensübertragungen (BV) 1 und dem statistischen Restpsten (sR). Im Rahmen des MF- Modells werden wir uns auf Leistungs- und Kapitalbilanz beschränken. Zum einen sind die beiden anderen Posten in der Regel relativ klein und zum anderen gehen wir davon aus, dass sie bezüglich der Dynamik des MF- Modells exogen sind, also einfach als Konstanten behandelt werden können. Da der statistische Restposten (auch Saldo der nicht erfassten Transaktionen) definiert wird als Ausgleichsposten gilt ex post immer die Identität:
Dabei besteht die Leistungsbilanz2 aus der Handels- und der Dienstleistungsbilanz, welche alle Ex- und Importe von Waren und Dienstleistungen inkl. Zusatz und Transportkosten enthalten, aus der Erwerbs- und Vermögensbilanz (Primäreinkommen)3 und der Bilanz der laufenden Übertragungen (Sekundäreinkommen)4.
Die Kapitalbilanz misst die Zu- und Abflüsse von Zahlungen aus Exporten, Importen und Kapitaltransfers (i.d.R. zu Investitions- und Anlagezwecken im In- respektive Ausland) und die Devisenbestandsänderungen in der Devisenbilanz.
Für das Mundell-Fleming Modell werden wir uns innerhalb der Leistungsbilanz auf die Darstellung der Handels- und Dienstleistungsbilanz beschränken und die Kapitalbilanz zumeist nicht differenzieren, sondern nur den Gesamteffekt verwenden.
Ein positiver Wert der Leistungsbilanz steht dabei für einen Exportüberschuß. Ein positiver Wert der Kapitalbilanz steht für einen Nettokapitalimport. Die obige Identität, welche im großen und ganzen, immer und unabhängig von jedem Modell gilt, zeigt eine besonders wichtige und oft ignorierte Tatsache sehr deutlich:
Exportweltmeister zu sein, bedeutet also gleichzeitig, Weltmeister im Exportieren von Kapital zu sein. Dies lässt sich sehr einfach an einem Beispiel veranschaulichen:
Politiker, die also in kurzen Abständen (teilweise sogar in einer Rede) die deutschen Exporte feiern und die Kapitalexporte verteufeln, zeigen also, dass sie entweder keine Ahnung haben, wovon sie reden, oder dass sie die Bürger täuschen wollen.
Mit Beginn der 90er Jahre entwickelten einzelne Länder große und persistente Leistungsbilanzungleichgewichte und diese Tendenz hat sich seit Ende der 90er Jahre noch verschärft. Während einige Länder dauerhaft Leistungsbilanzüberschüsse aufweisen, verzeichnen andere nahezu permanente Leistungsbilanzdefizite. Diese strukturellen und permanenten Handelsungleichgewichte werden ale eine der Ursachen für die globale Wirtschafts- und Finanzkrise wie auch die europäische Krise angesehen. Zwar weist die EU als Aggregat einen nahezu ausgeglichenen Außenhandel auf, jedoch bestehen innerhalb der Eu starke Ungleichgewichte. Deutschland exportierte in den letzten drei Jahren beispielsweise für jährlich 250 Mrd. € mehr Güter als es importierte. Um diese Ungleichgewichte zu begrenzen hat die EU deshalb die MIP (macroeconomic imbalance procedure) eingeführt, bei der die makroökonomischen Ungleichgewichte beobachtet und bewertet werden und die Staaten gegebenenfalls darauf hinwirken müssen, diese zu verringern. Außerhalb der Eurozone sind vor allem die USA mit bis zu 6% des BIP Leistungsbilanzdefizit und China und Japan mit permanenten hohen Überschüssen aufgefallen.
Leistungsbilanzungleichgewichte sind per se nicht schlecht. Entstehen sie auf freien Märkten, ohne von politischen oder exogenen Schocks induziert zu werden, so sind sie Resultat unterschiedlichen Spar-, Investitions- und Konsumpräferenzen zwischen Ländern. Sie werden allerdings zu einem Problem,
Insbesbesondere hier zeigt sich das Politikversagen innerhalb der EU. Auch nach Beginn der Währungsunion haben viele Länder agiert als hätten sie noch eigenständige Währungen als Ausgleichsinstrument. Während in Deutschland - vor allem aufgrund der Hartzgesetze die Lohnstückkosten um 6% sanken, stiegen sie in Griechenland um beinahe 10%. Somit stieg der relative Wettbewerbsvorteil für Deutschland um 15%, woraus ein Anwachsen des Leistungsbilanzüberschusses für Deutschland und -defizites für Griechenland resultierte. Da eine reale Abwertung innerhalb der Währungsunion nicht erfolgen kann, bleiben nur steigende Löhne in Deutschland oder sinkende in Griechenland um dieses strukturelle Problem zu lösen.
Das Mundell-Fleming Modell ist für kurz- bis mittelfristige Vorhersagen geeignet, wie man an den zugrundeligenden Annahmen sehen kann.
mit
ad 1) Die Annahme einer horizontalen Güterangebotskurve impliziert, dass sich die Modellvolkswirtschaft in einer Unterauslastungssituation befindet, wie es in Keynes berühmter Analyse für die Zeit der großen Depression der Fall war, oder dass ein so kurzer Zeithorizont (bis zu ein Jahr) betrachtet wird, dass sich die allgemeinen Preise aufgrund ihrer Trägheit nicht anpassen können. Vereinfachend normieren wir die Preise auf 1, so dass sie aus den Formeln herausfallen und realer und nominaler Wechselkurs zusammenfallen.
ad 2) Zentrales Analyseinstrument im Mudell-Fleming Modell ist die Leistungsbilanz . Diese muss sich nicht im Gleichgewicht befinden zeigt jedoch an, in welchem Zustand sich die Volkswirtschaft befindet und determiniert so die Nettokapitalflüsse. (siehe (5)). Die Leistungsbilanz wird von zwei Kernvariablen nämlich dem Volkseinkommen und dem Wechselkurs beeinflusst. Steigt der reale Wechselkurs (Abwertung), so werden inlädische Waren für das Ausland billiger. Somit steigt die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Idustrie und die Nettoexporte steigen (). Steigt der Wohlstand (BIP) im Inland, so kaufen die Menschen überproportional mehr ausländische Güter5 ().
ad 3) Die Kapitalbilanz reagiert auf die Differenz der Zinssätze im In- () und Ausland (). Da wir den Auslandszinssatz als exogen annehmen, bleibt der Inlandszins als Variable übrig. Steigt der Zins, so wird die Anlage im Inland attraktiver und Kapital fließt herein. Die Kapitalbilanz steigt (). Dabei ist die Zinssemielastizität des internationaen Kapitalflusses endlich. D.h. dass eine Änderung des Zinsdifferentials zu endlichen Kapitalzu- bzw. abflüssen führt. Somit können Zinsunterschiede bestehen bleiben.6 Gründe für die Endlichkeit der Zinselastizität können Transaktions- und Informationskosten, Zeit, regulatorische Maßnahmen (z.B. unterschiedliche Anrechenbarkeit in Risikoklassen) und vor allem die Risikoaversion (es kommt zumindest das Wechselkursrisiko hinzu) bei internationalen Kapitalanlegern sein.
ad 4) Eine der Annahmen ist die statische, d.h. fixe, Wechselkurserwartung. Ähnlich wie bereits bei der Zinsparitätentheorie kann man hier jedoch kritisieren, dass Schocks auch das langfristige Gleichgewicht (zumindest bei nominalen Größen) verändern können und damit Auswirkungen auf den langfristigen Wechselkurs und somit auch auf seine Erwartungen haben können. Auch wenn das Mundell-Fleming Modell nur zur kurzfristigen Analyse dient, kann ein Einfluß der untersuchten Schocks auf die als exogen angesehenen langfristigen Gleichgewichtsparameter natürlich das Ergebnis verzerren. Somit muss bei jeder Analyse der potentielle Einfluss auf die lange Frist untersucht werden.
ad 5) Im Standardmodell unterstellen wir einen freien Kapital- und Devisenmarkt ohne Interventionen, d.h. die Wechselkurse passen sich sehr schnell an die Marktentwicklung an. Unter diesen Bedingungen hält das Zahlungsbilanzgleichgewicht andauernd. Die Zahlungsbilanz ist die Summe aus Leistungsbilanz und Kapitalbilanz , und hängt somit von den drei Variablen Einkommen , Wechselkurs und Zins ab. Der Wechselkurs ist im Mundell-Fleming Modell - wie in den Modellen üblicherweise - in Preisnotierung angegeben, d.h. ist der Preis einer Einheit der ausländischen Währung gemessen in inländischer Währung. Beispielsweise bedeutet ein Wechselkurs aus Sicht eines Europäers, dass der Preis für einen US-Dollar 0,8€beträgt. Bei der Preisnotierung bedeutet also ein Anstieg von eine Abwertung der heimischen Währung.
ACHTUNG: Üblicherweise wird an der Börse die Mengennotierung verewndet, also genau der Kehrbruch.
Wir fassen nun alle Annahmen zusammen und schließen das Modell. Die zentrale Gleichung ist das Zahlungsbilanzgleichgewicht.
Diese implizite Funktion von drei Variablen kann als Fläche im -Koordinatensystem dargestellt werden. Allerdings ist eine graphische Analyse des Gleichgewichts, der Schocks und der Reaktionen in der dreidimensionalen Darstellung nicht möglich. Insbesondere wenn noch die Graphen des IS-LM Modells zur Darstellung der Politikmaßnahmen hinzukommen, würden die vielen Flächen die wesentlichen Punkte aus jeder Blickrichtung verdecken. Deshalb stellen wir das Gleichgewicht in Form dreier verbundener 2d-Graphen dar. Im Übertragenen Sinn klappen wir den -Würfel auf. Wir blicken auf die -Ebene und halten dabei konstant, die -Ebene und halten dabei konstant und die -Ebene und halten dabei konstant. In jeder der Graphiken wird der Zusammenhang der beiden Variablen gezeichnet, der sich aus ergibt, wenn die dritte Variable konstant auf dem Wert gehalten wird, der sich aus den beiden anderen Graphen ergibt. Beispielsweise wird in der -Graphik die implizit definierte Kurve geplottet, wobei das sich aus dem Gütermarkt ergebende Gleichgewicht ist.
Ändert sich beispielsweise in der -Graphik, so wird dies auf die -Graphik und die -Graphik übertragen, wobei es in der -Graphik zu einer Verschiebung der Kurve kommt, da sich ja der (lokal fixe) Wert für ändert.
Jede der drei Graphiken hat zudem eine sehr klare Interpretation:
Mittels des IS-LM Modells werden nun monetäre oder fiskalische Schocks und Politikmaßnahmen dargestellt und die Transmissionskanäle im Modell nachvollzogen.
Um die drei verbundenen 2d-Graphiken darzustellen, greifen wir auf eine Variante der Vier-Felder-Graphik zurück. Dabei besitzen parallel über oder nebeneinander liegende Achsen dieselbe Variable. Das -Feld unten rechts dient nur zur eins-zu-eins Übertragung des -Wertes und hat keine eigenständige Funktion.
Geldpolitische Maßnahmen, also Änderungen von Zinsen oder Geldangebot, lassen sich in zwei Kategorien einteilen: restriktive und expansive Geldpolitik. Die restriktive Geldpolitik reduziert die Geldmenge bei höheren Zinsen, die expansive Geldpolitik erhöht die Geldmenge mit niedrigeren Zinsen. Mit Hilfe des Schiebereglers kann man sowohl expansive wie auch restriktive geldpolitische Maßnahmen einstellen.
Im Falle restriktiver Geldpolitik drehen sich im Vergleich zur expansiven Geldpolitik die Vorzeichen um: Ab- wird zu Aufwertung, Wachstum zur Rezession, steigende zu fallenden Zinsen. Im folgenden beschreiben wir deshalb lediglich die Zusammenhänge bei expansiven geldpolitischen Maßnahmen.
Expansive Geldpolitik
Wird die Geldmenge von auf erhöht, Schieberegler nach rechts, so verschiebt sich die LM-Kurve nach rechts. Das neue ISLM Gleichgewicht mit niedrigeren Zinsen und höherem BIP ( steigt auf und fällt auf ) stellt sich auf dem heimischen Gütermarkt ein. Das gestiegene Einkommen führt allerdings zu einer Verschiebung der FF-Kurve, da sich aufgrund steigender Importe die Leistungsbilanz verschlechtert. (fiktiver Punkt B im 3. Quadranten). Somit ergibt sich ein Ungleichgewicht am Devisenmarkt: Beim alten Wechselkurs müssten die Zinsen auf bis zum Punkt A im 4. Quadranten ansteigen, um das Leistungsbilanzdefizit auszugleichen. Tatsächlich sind sie ja aber aufgrund der expansiven Geldpolitik gesunken auf (Punkt C). Die entgegengesetzte Entwicklung von Leistungs- und Kapitalbilanz sorgen also für ein sehr deutliches Ungleichgewicht auf dem Devisenmarkt: Die Zinslücke zwischen Punkt A und Punkt C, die eine deutlich negative Zahlungsbilanz repräsentiert. Dieses Ungleichgewicht wird auch dadurch ersichtlich, dass in dieser Situation die BP Linie nicht durch das heimische Gütermarktgleichgewicht verläuft.
Primäre Wechselkurseffekte
Dieses Ungleichgewicht wird durch eine Marktreaktion ausgeglichen: Der Wechselkurs der heimischen Währung werte deutlich ab: Er steigt von auf . Diese primäre Reaktion des Wechselkurses ist auf reine Devisenmarktreaktionen zurückzuführen. Punkt im vierten Quadranten liegt auf der FF-Kurve zu . Aufgrund des sehr starken Ungleichgewichts am Devisenmarkt (siehe Begründung der Zinslücke AC) muss der Wechselkurs stark abwerten, um dieses auszugleichen. Erstens, war die Attraktivität der Währung als Anlage aufgrund der niedrigen Zinsen gesunken und zweitens sorgte das Leistungsbilanzdefizit für ein vermehrtes Angebot an heimischer Währung. In Summe fällt die Abwertung so stark aus, dass die Leistungsbilanz ins Positive dreht (Punkt im dritten Quadranten). Damit ist die Ökonomie allerdings noch nicht vollständig im Gleichgewicht.
Sekundäre Wechselkurseffekte
Der niedrige Wechselkurs sorgt für einen Anstieg der heimischen Exporte. Dies führt zu einer Rechtsverschiebung der IS Kurve, da die Exportnachfrage auch auf dem heimischen Gütermarkt wirkt. Mithin wächst das BIP weiter auf während die Zinsen wieder moderat ansteigen auf . Die BP-Kurve wird mit steigendem Wechselkurs aufgrund des positiven Leistungsbilanzeffektes nach rechts verschoben und geht nun durch das neue endgültige Gleichgewicht . Der weitere Anstieg des BIP führt zudem zu einer moderaten Verschiebung der FF Kurve nach oben, so dass sich auch auf dem Devisenmarkt ein Gleichgewicht bei und einstellt.
Fazit:
Die expansive Geldpolitik bewirkt eine Abwertung der Währung, welche über eine Steigerung der Exporte den Wachstumsimpuls verstärkt und den Zinsimpuls abschwächt.
Fiskalpolitische Maßnahmen, also Änderungen von Steuern oder Staatsausgaben, lassen sich in zwei Kategorien einteilen: restriktive und expansive Fiskalpolitik. Unter restriktiver Fiskalpolitik versteht man Maßnahmen, die das staatliche Defizit reduzieren, also eine Senkung der Staatsausgaben oder eine Erhöhung der Steuern. Die Fiskalpolitik ist dann restriktiv, weil sie die Ökononmie bremst, durch weniger Implulse die der Staat gibt und weniger verfübares Einkommen, mit dem die Bürger die Wirtschaft ankurbeln können. Umgekehrt stellen expansive fiskalpolitische Maßnahmen einen positiven Schock für die Wirtschaft dar, da geringere Steuern und höhere Staatsausgaben direkt und indirekt die Wirtschaft anregen. Mit Hilfe des Schiebereglers kann man in der Graphik sowohl expansive wie auch restriktive fiskalpolitische Maßnahmen einstellen.
Im Falle restriktiver Fiskalpolitik drehen sich im Vergleich zur expansiven Fiskalpolitik die Vorzeichen um: Ab- wird zu Aufwertung, Wachstum zur Rezession, steigende zu fallenden Zinsen. Im folgenden beschreiben wir deshalb lediglich die Zusammenhänge bei expansiven fiskalpolitischen Maßnahmen.
Expansive Fiskalpolitik
Werden die Staatsausgaben von auf erhöht, Schieberegler nach rechts, so verschiebt sich die IS-Kurve nach rechts. Das neue ISLM Gleichgewicht mit höheren Zinsen und höherem BIP ( steigt auf und auf ) stellt sich auf dem heimischen Gütermarkt ein. Das gestiegene Einkommen führt allerdings zu steigenden Importen und somit einer negativen Leistungsbilanz (fiktiver Punkt B im 3. Quadranten). Dadurch verschiebt sich die FF-Kurve nach oben und es ergibt sich ein Ungleichgewicht am Devisenmarkt: Beim alten Wechselkurs müssten die Zinsen auf bis zum Punkt A im 4. Quadranten ansteigen, um das Leistungsbilanzdefizit auszugleichen. Tatsächlich sind sie ja aber aufgrund der expansiven Fiskalpolitik sogar bis auf (Punkt C) gestiegen. Leistungs- und Kapitalbilanz entwickeln sich zwar gleichgerichtet, jedoch verbleibt eine Zinslücke zwischen Punkt A und Punkt C, die eine positive Zahlungsbilanz repräsentiert (). Dieses Ungleichgewicht wird auch dadurch ersichtlich, dass in dieser Situation die BP() Linie nicht durch das heimische Gütermarktgleichgewicht verläuft.
Primäre Wechselkurseffekte
Das Ungleichgewicht am Devisenmarkt wird durch eine Marktreaktion ausgeglichen: Der Wechselkurs der heimischen Währung wertet auf: Er fällt von auf . Diese primäre Reaktion des Wechselkurses ist auf reine Devisenmarktreaktionen zurückzuführen. Punkt im vierten Quadranten liegt auf der FF-Kurve zu . Aufgrund des Ungleichgewichts am Devisenmarkt (siehe Begründung der Zinslücke AC) muss der Wechselkurs aufwerten, um dieses auszugleichen. Zwar sorgte das Leistungsbilanzdefizit für ein vermehrtes Angebot an heimischer Währung, jedoch war die Attraktivität der Währung als Anlage aufgrund der höheren Zinsen noch stärker gestiegen.
Sekundäre Wechselkurseffekte
Diese Aufwertung führt dazu, dass die heimischen Exporte fallen und die Importe steigen, und sich die IS Kurve wieder etwas zurück verschiebt (). Mithin sinkt das BIP wieder etwas auf und die Zinsen moderat auf . Dieser sekundäre Impuls ist allerdings deutlich schwächer als der primäre Schock. Die BP-Kurve wird mit fallendem Wechselkurs aufgrund des negative Leistungsbilanzeffektes nach leicht links verschoben und geht nun durch das neue endgültige Gleichgewicht . Der Rückgang des BIP führt zudem zu einer moderaten Verschiebung der FF Kurve nach unten, so dass sich auch auf dem Devisenmarkt ein Gleichgewicht bei und einstellt. Die Leistungsbilanz ist deutlich negativ, da im Gesamteffekt sowohl der Anstieg des BIP wie auch die Aufwertung negativ auf die Leistungsbilanz wirken.
Fazit:
Die expansive Fiskalpolitik bewirkt eine Aufwertung der Währung, welche über eine Steigerung der Importe den Wachstumsimpuls dämpft und den Zinsimpuls abschwächt. Ein Teil der Staatsnachfrage wird also durch das Ausland befriedigt und kann nicht wachstumsfördernd wirken.
Auch mit Hilfe des Mundell-Fleming Modells lassen sich Erkenntnisse über Fixkursregime gewinnen. In einem Fixkursregime verpflichtet sich die Notenbank eines Landes, den Wechselkurs auf einem bestimmten, vorher festgelegten Niveau zu halten.7 Als Maßnahmen stehen ihr dazu neben einer vorausschauenden Geldpolitik, die die Zinssätze adäquat wählt, Devisenmarktinterventionen und als ultima ratio Kapitalverkehrsbeschränkungen zur Verfügung. Dies bedeutet aber, dass die Geldpolitik sich nicht mehr autonom einem eigenen Ziel wie der Preisniveaustabilität folgen, sondern koppelt sich durch den Wechselkurs an die Geldpolitik des Ankerlandes. Wir haben bereits oben gesehen, dass geld- und fiskalpolitische Maßnahmen den Wechselkurs ändern. Will die Notenbank nun den Wechselkurs stabil bei halten, dann muss sie natürlich die Geldpolitik genau so einsetzen, dass Schocks, die den Wechselkurs beeinflussen (z.B. Inflation oder Geldpolitik im Ausland, Wirtschaftswachstum), ausgeglichen werden.
Anders als im Monetären Modell (Details siehe hier) stellen wir hier die Zusammensetzung der Geldmenge nicht in ihrer Komponentenversion , mit der heimischen Kreditmenge und den Devisenreserven , dar. Die Geldmenge wird nur aggregiert dargestellt. Dennoch gilt natürlich auch hier, dass Devisenmarktinterverntionen durch die zur Verfügung stehenden Devisenreserven begrenzt sind. Die Geldmenge wirkt primär nur über die -Kurve.
Bei fixen Wechselkursen ändert eine Expansion der heimischen Kreditmenge (expansive Geldpolitik) mittelfristig nichts außer der Zusammensetzung der Geldmenge, die im Mundell-Felming Modell jedoch nicht direkt beobachtbar ist. Jede Änderung der Inlandskredite wird letzlich über den Devisenmarkt durch eine entgegengesetzte Änderung der Devisenreserven ausgeglichen. Wird nach einer Erhöhung der Geldmenge von auf , die Rückkehr der Geldmenge zum Gleichgewichtsniveau initiiert, so spricht man von Sterilisierung. Der Zwang, den Wechselkurs stabil zu halten, führt letztlich zu einer zwangsweisen Sterilisierung, jeder geldpolitischen Maßnahme, die nicht auf den Ausgleich anderer Schocks beruht. Die folgende Graphik veranschaulicht dieses Problem.
Der Schieberegler ermöglicht es, eine geldpolitische Maßnahme darzustellen. Im Falle expansiver Geldpolitik heißt dies, dass das Geldangebot erhöht wird und die Zinsen sinken um das erhöhte Geldangebot am Markt abzusetzen. Somit verschiebt sich die LM-Kurve nach rechts, die Zinsen sinken und das BIP steigt. Damit verschiebt sich die FF-Kurve nach rechts und es entsteht die bei flexiblen Wechselkursen schon beschriebene Zinslücke. Da die Zinsentwicklung im heimischen Markt (Punkt A) und der neue Gleichgewichtszins auf dem Devisenmarkt (Punkt C) in entgegengesetzte Richtung laufen, ist die Zinslücke und damit auch der Druck auf den Wechselkurs sehr groß. Im Fall einer restriktiven Geldpolitik würden sich die Vorzeichen der Veränderungen umkehren.
Bei flexiblen Wechselkursen würde sich der Wechselkurs kurzfristig durch Abwertung anpassen, das BIP weiter und die Zinsen wieder etwas ansteigen, siehe 9.1. Bei fixen Wechselkursen muss die Notenbank den Abwertungsdruck anders auffangen. Entweder reduziert sie die Geldmenge, indem sie die heimische Kreditmenge wieder reduziert, oder indem sie Devisenreserven gegen heimische Währung verkauft und diese so aus dem Verkehr zieht (Geld in der Zentralbankbilanz ist dem normalen Wirtschaftskreislauf entzogen). In beiden Fällen reduziert sich die Geldmenge und der Abwertungsdruck. Das System ist wieder im Gleichgewicht, wenn die ursprüngliche Geldmenge erreicht ist. Expansive Geldpolitik funktioniert bei fixen Wechselkursen, wenn überhaupt, nur kurzfristig.
Fixe Wechselkurse schränken, wie wir oben gesehen haben, die Möglichkeiten der Geldpolitik stark ein. Die Geldpolitik kann letzlich nur auf Schocks und Veränderungen reagieren. Im Falle fiskalpolitischer Schocks führt dies zu einem erheblichen Multiplikatoreffekt beim Wirtschaftswachstum. Die unten stehende Graphik verdeutlicht dies.
Expansive Fiskalpolitik
Werden die Staatsausgaben von auf erhöht, Schieberegler nach rechts, so verschiebt sich die IS-Kurve nach rechts. Das neue ISLM Gleichgewicht mit höheren Zinsen und höherem BIP ( steigt auf und auf ) stellt sich auf dem heimischen Gütermarkt ein. Das gestiegene Einkommen führt allerdings zu steigenden Importen und somit einer negativen Leistungsbilanz (fiktiver Punkt B im 3. Quadranten). Dadurch verschiebt sich die FF-Kurve nach oben und es ergibt sich ein Ungleichgewicht am Devisenmarkt: Beim fixen Wechselkurs müssten die Zinsen auf bis zum Punkt A im 4. Quadranten ansteigen, um das Leistungsbilanzdefizit auszugleichen. Tatsächlich sind sie ja aber aufgrund der expansiven Fiskalpolitik sogar bis auf (Punkt C) gestiegen. Leistungs- und Kapitalbilanz entwickeln sich zwar gleichgerichtet, jedoch verbleibt eine Zinslücke zwischen Punkt A und Punkt C, die eine positive Zahlungsbilanz repräsentiert (). Dieses Ungleichgewicht wird auch dadurch ersichtlich, dass in dieser Situation die BP() Linie nicht durch das heimische Gütermarktgleichgewicht verläuft. Die Zinslücke impliziert einen Aufwertungsdruck, dem die Notenbank entgegenwirken muss, indem sie die Geldmenge auf erhöht. Dadurch verschiebt sich die LM-Kurve nach rechts und die Zinsen sinken wieder etwas, während das BIP weiter steigt.
Fazit: Die expansive Fiskalpolitik bewirkt eine Aufwertung der Währung, welche über eine Steigerung der Importe den Wachstumsimpuls dämpft und den Zinsimpuls abschwächt. Ein Teil der Staatsnachfrage wird also durch das Ausland befriedigt und kann nicht wachstumsfördernd wirken.
Die Gewinne aus dem Drucken des neuen Geldes fließen als sogenannte Seignoragegewinne an die Regierung. Diese erfährt somit doppelte positive Effekte: die Wirtschaft wächst und sie erhält zusätzliche Milliarden an Steuern und Seignoragegewinnen. Man nennt dies akkomodierende Geldpolitik, da die Geldpolitik die fiskalpolitischen Maßnahmen unterstützt und verstärkt, obwohl dies eigentlich gar nicht das formale Ziel der Geldpolitik ist, sondern der fixe Wechselkurs.
Rezession und Akkomodierende Geldpolitik
Im Fall einer Rezession gilt natürlich das Gegenteil: Um eine Abwertung als Folge von Sparmaßnahmen zu verhindern, muss die Notenbank eine restriktive Geldpolitik durchführen, d.h. die Geldmenge reduzieren.Es entsteht ein doppelt negativer Effekt: neben der Rezession entfallen potentielle Senioragegewinne, da die Reduktion der Geldmenge die Gewinne der Notenbank verringert und die Reduzierung der Geldmenge verstärkt die Rezession weiter.
1Die Bilanz der Vermögensübertragungen umfasst i.W. Schenkungen wie beispielsweise Schuldenerlasse und Zahlungen aufgrund von immateriellen nicht produzierenden Gütern wie Lizenzrechten.
2s. Bundesbank: https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Dossier/Statistik/zahlungsbilanz.html?notFirst=true&docId=172974
3Hierzu zählen v.a. grenzüberschreitende Erwerbseinkommen und Zins- und Dividendenzahlungen.
4Hierzu zählen vor allem Zahlungen des Staates an internationale Organisationen und die Entwicklungshilfe sowie Überweisungen fremdländischer Arbeitnehmer in ihr Heimatland, denen keine direkte Leistung gegenübersteht.
5Mögliche Gründe sind, dass die Arbeitsneigung mit zunehmendem Einkommen sinkt oder ausländische Güter als luxuriöser und damit dem höheren Wohlstand angemessener angesehen werden.
6Im Falle einer unendlichen Zinssemielastizität würde jegliche Zinsdifferenz sofort ausgeglichen, da ein Land mit höheren Zinsen sofort Kapitalzuflüsse (in unendlicher Höhe) hätte, so dass das gestiegene Kapitalangebot, die Zinsen wieder drücken würde und im Land mit verringertem Kapitalangebot der Zins anstiege bis zur Gleichheit.
7Es gibt natürlich viele Varianten, in denen Beispielsweise eine vorab festgelegte Abwertungsrate eingehalten wird ("crawling peg") oder in denen der Wechselkurs sich innerhalb eines Bandes bewegen kann.
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