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Ein Grund für Abweichungen vom Marktgleichgewicht kann die zeitliche Bindung von Entscheidungen sein. Ist beispielsweise ein Produktionszyklus sehr lang, so treffen die Produzenten Ihre Entscheidung, eine bestimmte Menge Waren zu produzieren, unter Kenntnis eines aktuellen Güterpreises, welcher sich bis zum Zeitpunkt des tatsächlichen Angebots auf dem Markt bereits wieder geändert hat. In diesem Fall bestimmt das Angebot die Menge die umgesetzt wird und die Nachfrage den Preis zu dem das geschieht.
Ein typisches Beispiel für diesen Prozess ist der sogenannte Schweinezyklus. Ein typisches Beispiel ist der Arbeitsmarkt. Die Entscheidung für eine bestimmte Ausbildung ist oft von der aktuellen Bedarfslage auf dem Arbeitsmarkt bestimmt und führt einige Jahre später häufig zu einem Überangebot an Arbeitskräften.
Dies soll anhand obiger Abbildung verdeutlicht werden.1
Beginnen wir diese Betrachtung bei dem mit "Anfang" gekennzeichneten Punkt auf der aggregierten Angebotskurve: Die Anbieter haben aufgrund ihrer Erwartungen die angebotene Menge produziert. Die Nachfrager drücken aufgrund der hohen produzierten Menge den Preis (vertikale Strecke, Schnittpunkt mit Nachfragekurve). Bei diesem geringen Preis lohnt es sich nur für wenige Anbieter noch zu produzieren (horizontale Strecke). Diesem Angebot entsprechend treibt die Nachfrage den Preis wieder nach oben (vertikale Strecke), was wiederum die Anbieter zur Produktion veranlasst (horizontale Strecke) etc. (Falls der der Punkt "Angebot" unterhalb des Gleichgewichtes liegt, beginnt der Zyklus mit dem Preisanstieg.)
Obwohl diese Handlungsabfolge zwischen Nachfragern und Anbietern dem Prinzip nach immer gleich ist, kann dies unterschiedliche Ergebnisse zur Folge haben: Entweder pendelt sich das Marktgleichgewicht am Schnittpunkt zwischen Nachfrage- und Angebotskurve ein, oder es kommt überhaupt kein Gleichgewicht zustande. Entscheidend für das Ergebnis ist die Steigung2 der Nachfrage- und Angebotsfunktion: Verläuft die Angebotskurve dem Betrag nach steiler als die Nachfragekurve, so pendelt sich ein Gleichgewicht ein. Ist sie jedoch flacher, die Stabilitätsbedingung mithin nicht gegeben, entsteht kein Gleichgewicht, man spricht von einer "Explosion" des Systems. Durch Verschiebung der Nachfrage- und Angebotskurve in der obigen Abbildung lässt sich dieser Sachverhalt anschaulich darstellen.
1Es handelt sich bei dieser Grafik um eine sog. intertemporale oder dynamische Betrachtung, d. h. Ereignisse zu verschiedenen Zeitpunkten werden innerhalb eines Schaubildes dargestellt. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, die Entwicklung im Zeitablauf zu betrachten.
2Anstelle des Begriffs Steigung wird oft der Begriff Elastizität verwendet. Diese sind nicht identisch, es gilt aber folgender Zusammenhang. Je steiler eine Kurve in einem Punkt verläuft, desto unelastischer ist sie.
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