Kapitel 1
Die Nachfragekurve

Die Nachfragekurve repräsentiert die Zahlungsbereitschaft der Gesamtheit aller Konsumenten in einem Markt. Die Nachfragekurve N(p) gibt zu einem Preis p an, welche Menge des Gutes insgesamt nachgefragt wird.
Die (Markt-)Nachfragekurve stellt die Summe aller individuellen Nachfragen dar.
Ein Punkt auf der Nachfragekurve hat also folgende Bedeutung (s. Graphik): Zu diesem Preis (y-Achse) wird diese Menge Güter (x-Achse) nachgefragt.

Beachten Sie: Im Gegensatz zu der üblichen mathematischen Darstellung ist die freie Variable (der Preis) auf der Ordinate (y-Achse) angetragen und die abhängige Variable (die Menge) auf der Abszisse (x-Achse).
Die Nachfragekurve ist im Allgemeinen negativ geneigt, d.h. je höher der Preis ist, desto weniger wird nachgefragt. Dies hat vor allem zwei Gründe. Zum einen sind bei einem höheren Preis weniger Kunden bereit das Gut zu kaufen, es nimmt also die Anzahl der Nachfrager ab. Zum anderen nimmt auch die individuelle Nachfrage bei einem höheren Preis ab (Ausnahmen wie den Snobeffekt behandeln wir später). Dies lässt sich beispielsweise durch den Budgeteffekt oder Alternativen begründen.
Der Budgeteffekt soll an einem Beispiel verdeutlicht werden:
An einem heißen Sommertag möchte ein Junge mit 5 Euro in der Tasche an einer Eisdiele Eis kaufen. Wenn die Kugel 50 Cent kostet, kann er sich 10 Kugeln leisten. Kostet die Kugel 70 Cent, so kann er nur 7 Kugeln kaufen, für 1 Euro je Kugel noch 5 Kugeln und bei 2 Euro je Kugel kann sich der Junge nur noch 2 Kugeln leisten.
Bei einem Preis über 5 Euro je Kugel kann er keine Kugel mehr kaufen, die Nachfrage ist Null. Dieser Preis, bei dem kein Gut mehr nachgefragt wird, nennt man Prohibitivpreis. Die Menge die bei einem Preis von Null nachgefragt wird, wenn also das Gut verschenkt wird, nennt man Sättigungsmenge. Diese ist endlich, da für jedes Gut irgendwann eine Sättigung eintritt, sogar für Speiseeis im Sommer.
Wie man an dem Beispiel sieht, sind Nachfragekurven eigentlich treppenförmig, da immer nur ganze Einheiten oder bestimmt Bruchteile nachgefragt werden können. In der Regel werden Nachfragekurven jedoch nicht als Treppenfunktionen sondern als glatte Kurve modelliert, in der obigen Graphik beispielsweise als Gerade. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass bei hinreichend großen Märkten, beispielsweise 80 Millionen Konsumenten in Deutschland, die Treppenstufen verschwindend klein sind.


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Prof. Dr. Christian Bauer, Lehrstuhl für monetäre Ökonomik, Universität Trier, D-54296 Trier, E-mail: bauer@uni-trier.de