1.4.2 Geldpolitik

Nachdem die Auswirkungen fiskalpolitischer Maßnahmen untersucht worden sind, soll im Folgenden näher auf geldpolitische Aktivitäten eingegangen werden. Eine Erhöhung des Geldangebotes wird als expansive, eine Verringerung des Geldangebots dagegen als kontraktive Geldpolitik bezeichnet.
Eine expansive Geldpolitik kann beispielsweise durch eine Offenmarktoperation der Zentralbank realisiert werden, die die nominale Geldmenge erhöht. Bei der Annahme eines fixen Preisniveaus führt die Erhöhung der nominalen Geldmenge automatisch zu einem 1:1- Anstieg der realen Geldmenge P.
Um die Auswirkungen der Geldmengenerhöhung auf die Produktion und den Zinssatz untersuchen zu können,muss zunächst geklärt werden, ob, und gegebenenfalls wie sich die IS- und LM-Kurve verschieben. Da das Geldangebot weder das Güterangebot noch die Güternachfrage auf direktem Weg beeinflussen, und die Variable in der IS-Gleichung nicht enthalten ist, hat eine Geldmengenveränderung keinerlei Auswirkungen auf die IS-Kurve. Dagegen geht die Geldmenge in die LM-Gleichung ein und verschiebt folglich die LM-Kurve. Bei einem festen Einkommens- und Preisniveau führt eine Erhöhung der Geldmenge zu einem Rückgang des Zinssatzes. Mithin verschiebt sich die LM Kurve nach unten.

Nun soll untersucht werden, wie die Verschiebungen der Kurven das Gleichgewicht beeinflussen. Eine expansive Geldpolitik verschiebt die LM-Kurve nach unten, während die IS-Kurve unverändert bleibt. Daher bewegt sich die Volkswirtschaft entlang der IS-Kurve und das Gleichgewicht verschiebt sich von Punkt nach . Somit erhöht sich die Produktion von 0 auf , der Zinssatz sinkt von ß0 auf ß.
Die Geldmengenerhöhung führt also zu einem niedrigeren Zinssatz, welcher die Investitionen stimuliert. Durch den Multiplikatorprozess steigen zudem Nachfrage und Einkommen. Im Gegensatz zum vorher betrachteten Fall der kontraktiven Fiskalpolitik kann nun eine exakte Aussage darüber getroffen werden, wie sich die einzelnen Komponenten der Nachfrage entwickeln: Da das Einkommen ansteigt und die Steuern unverändert bleiben, steigt das verfügbare Einkommen an und damit auch der Konsum. Die Investitionen nehmen zu, da sowohl der Absatz gestiegen als auch der Zinssatz gesunken ist. Daraus kann abgeleitet werden, dass eine expansive Geldpolitik förderlicher für die Investitionstätigkeit ist als eine expansive Fiskalpolitik.
Im Gegensatz zur expansiven Geldpolitik verschiebt eine kontraktive Geldpolitik, die einen Rückgang der Geldmenge mit sich bringt, die LM-Kurve nach oben. Das Einkommen sinkt in diesem Fall, der Zinssatz steigt an.

Der Rückgang des Zinssatzes kann mit dem erhöhten Angebot an Liquidität und somit dem Sinken des Preises für Liquidität (Zins) erklärt werden. Alternativ kann man sich die funktionale Form der LM-Kurve anschauen. Aus der Gleichung = L(ß) ergibt sich durch umstellen

ß = L1 ( ).

Da L monoton wachsend ist, ist es auch L1. Eine Erhöhung von verringert also das Argument und somit den Wert der Funktion. Der Graph verschiebt sich nach unten.


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