1.4.1 Fiskalpolitik

Angenommen, der Staat entscheidet sich, das Budgetdefizit abzubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, erhöht er entweder die Steuern T oder senkt die Staatsausgaben G. Eine derartige Maßnahme wird kontraktive Fiskalpolitik oder Haushaltskonsolidierung genannt. Im Gegensatz dazu gibt es die als expansive Fiskalpolitik bezeichnete Ausweitung des Budget(defizit)s, entweder durch eine Erhöhung der Staatsausgaben G oder eine Senkung der Steuern T.
Wir analysieren im Folgenden die Konsolidierung des Budgets durch eine Steuererhöhung, während die Staatsausgaben unverändert bleiben. Andere fiskalpolitische Maßnahmen lassen sich an den beiden anderen Reglern entsprechend einstellen und analysieren.
Zunächst stellt sich die Frage, wie die Steuererhöhung das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt und damit die IS-Kurve beeinflusst. Geht man vom Ausgangszustand, also unverändertem Zinssatz ß0 mit dem Einkommen 0 aus, so verfügen die Konsumenten nach der Steuererhöhung nur noch über ein geringeres verfügbares Einkommen. Somit dämpft die Steuererhöhung den Konsum und im Zuge des Multiplikatoreffektes geht auch das Einkommen zurück. Die Produktion sinkt. Allgemein gilt für jeden Zinssatz, dass die höheren Steuern zu einem niedrigeren Einkommen führen und die IS-Kurve verschiebt sich nach links. Da in der LM-Gleichung die Steuern T keine Rolle spielen, können sie die Gleichgewichtsbedingung auf dem Geld- und Finanzmarkt nicht verschieben und die LM-Kurve wird von dieser Art der Fiskalpolitik nicht beeinflusst.
In der Grafik befinden sich die IS- und LM-Kurve im Schnittpunkt im Ausgangsgleichgewicht. Durch die Steuererhöhung verschiebt sich die IS-Kurve nach links. Das neue Gleichgewicht befindet sich im Schnittpunkt der neuen IS-Kurve und der unveränderten LM-Kurve in Punkt . Als Konsequenz der Verschiebung der IS-Kurve bewegt sich die Volkswirtschaft demnach entlang der LM-Kurve von nach .
Nehmen wir als Gedankenexperiment an, der Zinssatz würde nicht auf ß sinken. Dann würde sich die Volkswirtschaft horizontal vom Punkt zum Schnittpunkt der ß0-Linie mit der LM-Kurve bewegen und die Volkswirtschaft würde deutlicher schrumpfen. Da aber der Zinssatz zurückgeht und dadurch die Güternachfrage stimuliert wird, fällt der Produktionsrückgang geringer aus und geht nur bis zum Punkt .
Wir fassen nochmals kurz zusammen, was aus der Grafik bei einer Steuererhöhung herauszulesen ist: Die Steuererhöhung verringert das verfügbare Einkommen. Die Wirtschaftssubjekte schränken folglich ihren Konsum ein. Aufgrund des Multiplikatorprozesses geht das Einkommen zurück, wodurch die Geldnachfrage zurückgeht. Daraufhin sinkt der Zinssatz. Der niedrigere Zinssatz regt die Investitionstätigkeit an und schwächt somit die Auswirkungen der Steuererhöhung auf die Güternachfrage ab, kann sie jedoch nicht völlig ausgleichen.

Abschließend analysieren wir die Partialeffekte einer Steuererhöhung auf die einzelnen Komponenten der Güternachfrage. Der Konsum sinkt, da das verfügbare Einkommen aus zwei Gründen sinkt, einmal wegen der Steuererhöhung, zum anderen weil das Einkommen sinkt.
Die Wirkung einer Steuererhöhung auf die Investitionstätigkeit ist an dieser Stelle nicht eindeutig erkennbar. Zum einen geht der Absatz aufgrund des geringeren Einkommens zurück, was zu niedrigerer Investitionstätigkeit führt. Zum anderen regt der gesunkene Zinssatz die Investitionstätigkeit an. Welcher Effekt bei einer Steuererhöhung dominiert, kann nur durch eine exakte quantitative Spezifikation des Modells ermittelt werden.
Bei einer Steuererhöhung verschiebt sich die IS-Kurve also wie oben beschrieben nach links, das Einkommen sinkt, wie auch der Zinssatz. Bei einer Steuersenkung tritt der umgekehrte Effekt auf und die IS-Kurve verschiebt sich nach rechts, Einkommen und Zinssatz steigen.
Bei einem Anstieg der Staatsausgaben laufen ähnliche Prozesse ab. Hier verschiebt sich die IS-Kurve nach rechts, Einkommen und Zinssatz steigen. <br /> Bei einem Rückgang der Staatsausgaben verschiebt sich die IS-Kurve nach links, es treten die gleichen Effekte auf wie bei einer Steuererhöhung und Einkommen sowie auch Zinssatz sinken.
Die hier vorgestellten fiskalpolitischen Maßnahmen wirken bei gleichzeitigem Einsatz additiv, sie können sich also verstärken, wenn sie gleichgerichtet sind, oder gegenseitig abschwächen (sogar aufheben), wenn sie entgegengesetzt gerichtet sind. Eine Steigerung der Staatsausgaben, die durch höhere Steuern finanziert wird, hat (wenn die Beträge ausbalanciert sind) keine Auswirkung auf die IS-Kurve, da der höhere Staatskonsum durch den privaten Minderkonsum kompensiert wird. Um das zu sehen, kann man die Regeler für Staatsausgaben und Steuern ganz nach rechst resp. links schieben. Wird hingegen eine sehr expansive Fiskalpolitik von der Regierung gefahren, so wird sie die Staatsausgaben erhöhen und die Steuern senken. Staatlicher und privater Konsum treiben die Wirtschaft an und die IS-Kurve verschiebt sich ganz nach rechts. BIP und Zins steigen stark, wobei dier Zinsanstieg diese Art der defizitfinanzierten Wachstumsförderung besonders teuer macht.


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