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Bei der gesamtwirtschaftlichen Angebotskurve unterscheidet man zwischen einer lang- und einer kurzfristigen Sichtweise. Beide Kurven geben die Menge an Waren und Dienstleistungen an, welche Unternehmungen bei einem bestimmten Preisniveau produzieren und verkaufen.
Die langfristige aggregierte Angebotskurve stellt das langfristige Vollerwerbsgleichgewicht (Steady state) dar. Der Output ist nicht vom Preisniveau abhängig, d.h. die Kurve verläuft vertikal. Die Outputmenge wird durch die Produktionstechnologie, Arbeit und Kapital in der Volkswirtschaft bestimmt und auch als natürliches Niveau des Outputs bezeichnet. Auf kurze Sicht kann das aggregierte Angebot vom Vollbeschäftigungsgleichgewicht abweichen und reagiert dann preissensitiv. Die Steigung der Kurve ist positiv, d. h. das Gesamtangebot vergrößert sich, wenn das Preisniveau zunimmt. Umgekehrt geht bei sinkenden Preisen das Angebot an Waren und Dienstleistungen zurück. Die Elastizität des Angebots stellt die Preissensitivität dar, d.h. je steiler die Kurve desto schwächer die Mengenreaktion auf eine gegebene Preisänderung.
Die positive Steigung der Angebotskurve wird meist (vgl. z.B. Mankiv, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre) durch einen der folgenden Ansätz erklärt: (1) Modell der unvollkommenen Informationen, (2) Lohnstarrheit, (3) Nominallohnillusion oder (4) Preisstarrheiten. Die Ansätze beschreiben unterschiedliche Marktunvollkommenheiten, um Abweichungen der Angebotsmenge vom natürlichen Produktionsniveau zu erklären. Eine Kurzerläuterung der Ideen finden Sie unten auf der Seite.
In modernen Lehrbüchern wir ein neukeynsianischer Ansatz mit Hilfe der Preissetzung bei monopolisitscher Konkurrenz bevorzugt (vgl. z.B. Blanchard/Illing, Makroökonomie). Die Lohnsetzung erfolgt dabei auf Basis des erwarteten Preisniveaus und einer Funktion von Arbeitslosikeit und den Arbeitsmarktinstitutionen bzw. sonstiger Einflüsse .
Bei positiven Inflationserwartungen steigt der Nominallohn, um dem antizipierten Rückgang des Reallohns entgegen zu wirken. Es wird keine Geldillusion, d.h. das Gefühl nominal mehr Geld zu haben impliziere auch real mehr dafür kaufen zu können, unterstellt. Die Produktionstechnologie wird vereinfachend als linear und nur durch die Arbeitsmenge bestimmt dargestellt, , mit N als Anzahl der aktiv Beschäftigten, so dass die Produktionskosten dem Lohn entsprechen. (Fussnote: Kapitalkosten, technischer Fortschritt, unterschiedliche Arbeitstypen als bekannteste Generalisierungen würden dieses Modell nur unnötig überfrachten.)
Das Verhalten des Arbeitsangebots (Arbeitnehmer) hängt von der Arbeitslosenquote
ab: Je höher die Arbeitslosigkeit, desto geringer die Nominallohnforderungen der Insider (et vice versa). Die Arbeitsnehmer glauben, durch Lohnzurückhaltung einer drohenden Arbeitslosigkeit entgehen zu können (et vice versa). Die Sammelvariable fasst Dinge wie Sozialhilfe, Mindestlohn, Kündigungsschutz, etc. zusammen. Diese Größen beeinflussen die Angst vor Arbeitslosigkeit. Steigt beispielsweise der Reservationslohn aufgrund höherer Sozialhilfe, steigt bei gegebener Arbeitslosenquote die Nominallohnforderung. Die Preissetzung: erfolgt durch einen konstanten Gewinnaufschlag (markup) auf die Produktionskosten.
Kombiniert man diese Gleichungen, so erhält man die aggregierte Angebotskurve:
Dabei stellt der Index die Zeitperiode dar. Das sich einstellende Preisniveau hängt positiv vom erwarteten Preisniveau und der Produktion (reales Sozialprodukt) ab.
Angebotspolitik und Angebotsschocks können die kurzfristige AS-Kurve verschieben. Beispiele sind veränderte Preisniveauerwartungen, Ölpreisschock, Deregulierung und Wettbewerbsintensivierung oder strukturelle Reformen (z.B. Einführung von Harz 4). Die unten stehende Graphik mit den entsprechenden Reglern stellt die Reaktionen dar. Mit Hilfe der Kreuze kann die Steigung der Kurven verändert werden, um darzustellen, wie sich die quantitativen Effekte ändern.Die langfristige AS-Kurve, d.h. die natürliche Produktionsmenge ändert sich nur durch die Änderung an Real- oder Humankapital (Menge, Ausbildung), technischen Fortschritt oder die Änderung der natürlichen Ressourcen (Neuerschließung oder Erschöpfung). Diese exogene Veränderung ist in der Graphik nicht enthalten. Der Ausgangspunkt ist immer das langfristige Gleichgewicht.
In dieser Schärfe ist dieses Muster in der Realität nicht zu beobachten. Allerdings kann bei einer Vermischung verschiedener Effekte, wie steigende Produktivität und Inflation, durchaus in einigen Fällen ein Unterschätzen konstatiert werden. So gingen beispielsweise in Deutschland die Reallöhne zwischen 2003 und 2009 um ca 3,6Problematisch an den Modellen der Lohnstarrheit und Nominallohnillusion ist, dass sie ein antizyklisches Verhalten von Reallohn und Produktion vorhersagen, empirisch jedoch höchstens eine schwach prozyklische Beziehung nachgewiesen werden kann.
Diese neukeynesianische Theorie starrer (träger) Preise basiert auf der Annahme, dass Preise nicht sofort an Nachfrageänderungen angepasst werden. Gründe können beispielsweise langfristige Lieferverträge, Kundenverärgerung bei häufigen Preisänderungen, hohe Menükosten (Kosten der Preisänderung wie z. B. der Druck und Versand neuer Kataloge oder Preislisten) oder Unsicherheit über die Nachhaltigkeit der Nachfrageänderung sein. Die Trägheit der Preise wird im Modell dadurch dargestellt, dass in jeder Periode nur ein Teil der Unternehmen seine Preise anpassen kann. Steigt das Preisniveau an, so werden Produkte der Unternehmen vermehrt nachgefragt, die die Preise noch nicht angepasst haben, da diese dann relativ billiger sind. Die erhöhte Nachfrage führt dann zu einer höheren Produktion und steigert das aggregierte Angebot.[Weiter] [Zurück] [Zurück (Ende)] [Anfang] [Hoch]